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Der WILDE PFAFF ist wohl ohne Zweifel der traurigste Dreitausender der Stubaier Alpen, wenn nicht gar der ganzen Alpen. Vergebens wartet er seit seiner Erstersteigung im Jahre 1870 darauf, dass ein weiteres Mal einem Bergsteiger die Worte über Lippen kommen : “Komm, wir besteigen den Wilden Pfaff.” Immer ist er nur Relaisstation, Durchgangspunkt, Zwischenziel für diejenigen, die von Müllerhütte oder Becherhaus kommend das Zuckerhütl vor Augen haben. Der Arme...
Dabei ist der Berg immerhin 3.458 m hoch, und sein Ostgrat ist nicht zu verachten (wie leider auch in jüngster Zeit wieder tödliche Abstürze an diesem Grat beweisen).
Ein alter Mann, einarmig, kam uns einst auf dem Gipfel des Pfaff entgegen und fragte, wohin wir denn wollten. “Zum Hiatl natürlich...” war unsere stolze Antwort. “Ach, wisst’s was,” sagte der Alte, “der Pfaff da [also hier], der ist der viel wertvollere Berg.” Wir lachten ihn an (aus). Aber er erläuterte seine Meinung : “Was kann man vom Hiatl sehen, was man von da [also hier] nicht sehen kann ?” fragte er. “Hmm, fast nichts” gaben wir zurück, “dürfte gleich sein.” “Aha, und welcher ist der schönste Berg weit und breit ?” “Na, das Hiatl natürlich!” “Seht Ihr’s, und kann man das Hiatl sehen, wenn man oben auf steht ?? - Also : Dann ist doch der Pfaff der viel wertvollere Gipfel, oder ??”
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Vom Becherhaus erreicht man den WILDEN PFAFF über seinen Ostgrat, der sich markant vom Gipfel zur Müllerhütte herunterzieht. Man steigt auf dem breiten Firnrücken jenseits der Müllerhütte möglichst weit empor, bevor man den Grat betritt. Dann geht es auf Steigspuren , den guten und reichlichen Markierungen folgend am Grat entlang. Stellen II sagt der Führer, der Grat ist aber steiler und aufgrund seiner Länge deutlich anspruchsvoller als z.B. der Ostgrat der Sonklarspitze. Kurz unter dem Ausstieg ist eine etwa 30 m lange Platte durch ein Drahtseil versichert.
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